
Die DR V 100 war eine der erfolgreichsten Diesellokomotiven der Deutschen Reichsbahn und wurde in den 1960er-Jahren entwickelt. Sie ersetzte Dampflokomotiven auf Neben- und Hauptstrecken und galt als technischer Fortschritt in der Eisenbahnindustrie der DDR. Heute ist sie ein Symbol für die Ingenieurskunst der DDR und wird von Eisenbahnenthusiasten hoch geschätzt.
Technische Daten der DR V 100
- Bauart: Diesellokomotive mit hydrodynamischer Kraftübertragung
- Leistung: 1000 PS (Baureihe 110) bis 1500 PS (Baureihe 114)
- Motor: 12-Zylinder-Dieselmotor vom Typ 12KVD21AL
- Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h (Personenverkehr), 80 km/h (Güterverkehr)
- Länge: 14,1 Meter
- Gewicht: 62 Tonnen
- Achsanordnung: B’B‘
- Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
- Kraftstofftank: 2200 Liter
- Anzahl gebaut: Über 1.100 Exemplare
- Hersteller: LEW Hennigsdorf
- Einsatzgebiete: Hauptstrecken, Nebenstrecken, Rangierdienst
- Preis: Ursprünglicher Herstellungspreis ca. 750.000 DDR-Mark
Die Geschichte der DR V 100
Die Entwicklung der DR V 100 begann in den späten 1950er-Jahren, als die Deutsche Reichsbahn einen Ersatz für die Dampflokomotiven suchte, die ineffizient und wartungsintensiv waren. Ziel war es, eine universelle Diesellokomotive zu schaffen, die sowohl auf Nebenstrecken als auch im schweren Rangierdienst eingesetzt werden konnte.
Der erste Prototyp wurde 1964 in der Lokomotivfabrik LEW Hennigsdorf gefertigt. Die Serienproduktion startete 1966, und die Lokomotiven wurden zunächst als Baureihe V 100 bezeichnet. Mit der Einführung des computergestützten Nummernsystems der Deutschen Reichsbahn in den 1970er-Jahren wurden die Loks in die Baureihen 110, 111, 112 und 114 eingeteilt, je nach Leistungsstufe und Einsatzgebiet.
Die V 100 war für ihre Zeit ein Meisterwerk: kompakt, leistungsstark und wartungsfreundlich. Ihre hydrodynamische Kraftübertragung ermöglichte einen reibungslosen Betrieb, und ihre Vielseitigkeit machte sie sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr unverzichtbar. Die Lok wurde auf Haupt- und Nebenstrecken in der gesamten DDR eingesetzt, aber auch im Rangierdienst sowie bei Industriebahnen.
Nach der Wiedervereinigung wurden viele der Loks an private Unternehmen und Eisenbahnverwaltungen verkauft. Zahlreiche Exemplare wurden modernisiert und sind bis heute im Einsatz – eine beeindruckende Leistung für eine Lok, die vor über 50 Jahren entwickelt wurde. Andere Loks fanden ihren Weg in Museen, wo sie als Kulturgut der DDR-Technikgeschichte bewahrt werden.
Besonderheiten der DR V 100
Die DR V 100 ist vor allem für ihre Vielseitigkeit bekannt. Anders als viele andere Lokomotiven ihrer Zeit konnte sie sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr eingesetzt werden. Diese universelle Einsetzbarkeit machte sie zu einem Rückgrat des DDR-Bahnverkehrs.
Eine technische Besonderheit war ihr hydrodynamisches Getriebe, das für eine stufenlose Kraftübertragung sorgte. Dieses System war damals ein fortschrittlicher Ansatz, der die Lok sowohl effizient als auch zuverlässig machte. Es erlaubte der DR V 100, sich mühelos an unterschiedliche Fahrbedingungen und Streckenanforderungen anzupassen, was sie besonders flexibel im Einsatz machte.
Ein weiteres Highlight der V 100 war ihre robuste Bauweise. Sie war speziell darauf ausgelegt, den harten Bedingungen des Bahnbetriebs in der DDR standzuhalten, darunter extreme Temperaturen und schwache Gleisbettungen auf Nebenstrecken. Dies erklärt, warum viele Exemplare heute noch in Betrieb sind, obwohl sie bereits vor Jahrzehnten gebaut wurden.
Nach der Wiedervereinigung wurde die DR V 100 zum Verkaufsschlager. Viele Lokomotiven wurden ins Ausland exportiert oder an private Bahnbetreiber verkauft, wo sie oft umfassend modernisiert wurden. Diese Modernisierungen umfassen neue Motoren, modernisierte Getriebe und verbesserte Sicherheitssysteme, was die Lebensdauer der Loks erheblich verlängerte.
Die DR V 100 ist heute nicht nur ein technisches Erbe, sondern auch ein Symbol für die Eisenbahn- und Industriegeschichte der DDR. Ihre charakteristische Form, kombiniert mit ihrem markanten Motorengeräusch, macht sie zu einem Liebling von Eisenbahnfreunden und Museumsbahnen.