Die Baureihe 474 ist eine elektrische Triebzugserie, die speziell für das Netz der Hamburger S-Bahn entwickelt wurde. Sie ermöglicht sowohl den Betrieb mit Gleichstrom als auch mit Wechselstrom, wodurch sie auch auf Strecken mit Oberleitung fahren kann. Die Züge zeichnen sich durch hohe Energieeffizienz, moderne Sicherheitstechnik und hohen Fahrkomfort aus.
Technische Daten der Baureihe 474
- Bauzeitraum: 1996–2001 (474), 2006–2007 (474 Plus)
- Hersteller: ABB Henschel, später Adtranz und Bombardier
- Antriebsart: Elektromotor (750 V Gleichstrom / 15 kV Wechselstrom, je nach Version)
- Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h
- Leistung: ca. 1.320 kW
- Länge pro Zugteil: 66,8 m (Dreiteiler)
- Sitzplätze: ca. 190
- Stehplätze: ca. 280
- Gewicht: ca. 105 t
- Einsatzgebiet: Hamburger S-Bahn, insbesondere für die Strecken nach Stade
- Modernisierung: 2006–2007 zum 474 Plus für Wechselstromfähigkeit
- Preis pro Zug: ca. 4–5 Millionen Euro
Die Geschichte der Baureihe 474
Die Baureihe 474 wurde Mitte der 1990er Jahre als Nachfolger der Baureihe 472 für die Hamburger S-Bahn entwickelt. Ziel war es, ein modernes, leistungsfähiges und wartungsfreundliches Fahrzeug zu schaffen, das die steigenden Anforderungen im Hamburger Nahverkehr erfüllt. Die ersten Einheiten wurden ab 1996 ausgeliefert und lösten schrittweise ältere Modelle ab.
Mit der geplanten Erweiterung des S-Bahn-Netzes über die klassischen Gleichstromstrecken hinaus wurde schnell klar, dass ein Teil der Flotte auch für Wechselstrombetrieb ausgerüstet werden musste. Daher wurden 33 Züge der Baureihe 474 zwischen 2006 und 2007 zu 474 Plus umgebaut, um den Betrieb auf der Strecke nach Stade mit 15 kV Wechselstrom zu ermöglichen.
Neben der technischen Anpassung wurde die Baureihe 474 kontinuierlich modernisiert. Neue Fahrgastinformationssysteme, eine verbesserte Innenraumgestaltung und energieeffizientere Antriebssysteme verbesserten Komfort und Umweltbilanz. Trotz dieser Maßnahmen wurde über eine langfristige Ablösung der Baureihe 474 durch eine neue Generation von S-Bahn-Zügen nachgedacht.
Besondere Merkmale der Baureihe 474
Die Baureihe 474 bietet zahlreiche innovative Funktionen, die sie zu einer wichtigen Säule des Hamburger S-Bahn-Netzes machen.
- Doppelstromsystem: Die 474 Plus-Variante kann sowohl mit 750 V Gleichstrom über eine seitliche Stromschiene als auch mit 15 kV Wechselstrom über eine Oberleitung betrieben werden. Dadurch sind längere, überregionale Fahrten möglich.
- Energieeffiziente Antriebstechnik: Dank moderner rekuperativer Bremssysteme kann beim Bremsen Energie zurückgewonnen und ins Netz eingespeist werden, was den Energieverbrauch reduziert.
- Barrierefreiheit: Die Züge sind mit Niederflurbereichen ausgestattet, um den Einstieg für Rollstuhlfahrer, Kinderwagen und Fahrräder zu erleichtern.
- Moderne Fahrgastinformation: Digitale Anzeigen und Durchsagen sorgen für eine bessere Orientierung der Fahrgäste. Zudem wurden neuere Modelle mit Echtzeit-Infosystemen ausgestattet.
- Komfortable Innenraumgestaltung: Ergonomische Sitze, verbesserte Beleuchtung und klimatisierte Fahrgastbereiche erhöhen den Reisekomfort.
- Hohe Betriebssicherheit: Durch moderne Zugsicherungssysteme und verbesserte Crash-Sicherheit ist die Baureihe 474 auf dem neuesten Stand der Sicherheitstechnik.
Hersteller der Baureihe 474
Die Entwicklung und Produktion der Baureihe 474 erfolgte durch mehrere namhafte Unternehmen der Schienenfahrzeugindustrie. Ursprünglich wurde die Baureihe von ABB Henschel entwickelt, einem der führenden Hersteller von Schienenfahrzeugen in Deutschland. Nach der Übernahme durch Adtranz wurde die Produktion weitergeführt, bis Adtranz selbst im Jahr 2001 von Bombardier Transportation übernommen wurde.
Bombardier war für spätere Anpassungen und Modernisierungen verantwortlich, darunter auch der Umbau zur Version 474 Plus. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit zahlreiche Züge für den deutschen und internationalen Markt geliefert, darunter Regionalzüge, U-Bahnen und Hochgeschwindigkeitszüge.
Heute gehört Bombardier Transportation zu Alstom, nachdem die Fusion 2021 abgeschlossen wurde. Damit liegt die technische Verantwortung für die Baureihe 474 nun bei Alstom, das weltweit führend im Bereich elektrischer Schienenfahrzeuge ist.
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